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Astrid Heiland-Vondruska

0179/777 2004

14163 Berlin





Mythische Karwoche und Ostern

Gründonnerstag und Karfreitag

 Oder "Wie das Oster Geschehen Einzug in die Sagen Mitteleuropas hielt"

Der Gründonnerstag ist der Donnerstag vor Ostern, und der Tag des letzten Abendmahls. Es ist das letzte Mahl welches Jesus Christus mit den zwölf Aposteln zum Pessachfest vor seinem Kreuzestod feierte, und er Brot und Wein teilte. Um den Kelch des Abendmahles ranken sich zahlreiche Mythen. Einige erzählen er soll aus einem Stein gefertigt sein, welcher Luzifer aus der Krone fiel, als er aus dem Himmel gestürzt wurde.

Woher der Name "Gründonnerstag kommt ist ungeklärt. Vielleicht könnte es aus dem alten Wort "greinen" für "weinen" herstammen.

Es ist brauch am Gründonnerstag die Neunerleisuppe zu essen. Hierzu sammelt man die ersten 9 Kräuter welche man in der Natur findet und koche eine grüne Suppe sie beschert Gesundheit für ein ganzes Jahr. Hier fliessen vorchristliche Bräuche in das Ostergeschehen ein!

Auf den Gründonnerstag folgt der Karfreitag, der Tag der Kreuzigung Christi.
Longinus, ein römischer Soldat, sollte der Legende nach seine Lanze in die Seite Christi gestoßen haben um den Tod fest zu stellen. Das Blut floss herunter, und er Blinde Soldat wurde sehend.
Josef von Arimathäa fing der Legende nach in dem Kelch des Abendmahls das Blut Christi auf. Er war es auch, welcher den Leichnam Christi erbat und ihn in seinem Grab bestatten lies. Als Christus am 3 Tage auferstanden und aus dem Grab verschwunden war, wurde Josef wegen Raub des Leichnams zu 40 Jahren im Kerker verurteilt. Christus erschien ihm, gab ihm den Kelch, und ernannte ihn zu dessen Hüter. Jeden Tag kam eine Taube und brachte ein Stück Brot. Als man nach 40 Jahren den Kerker öffnete, wähnte man Josef Tod,  doch er war quick lebendig. Er nahm den Kelch welcher ihn gespeist hatte,  wie auch die Lanze, mit welcher Longinus Christus die Wunde am Kreuz geschlagen hatte, und zog weit in den Westen. Die einen sagen nach England, die anderen sagen nach Spanien. Wohin auch immer! So wurde er der erste Gralshüter!
Um den Gral versammelte sich eine Ritterschaft, sie ziehen durch die Welt auf Aventure. Jedes Jahr am Karfreitag kehren sie zur Gralsburg zurück, zur Gralszeremonie zu begehen. Zur Burg findet nur wer zum Gralsdienst berufen ist. Der Gral wird enthüllt, eine Taube schwebt vom Himmel herab und legt eine Hostie auf den Gral nieder. Auf den Tischen erscheinen die herrlichsten Speisen, aber auch Glückseligkeit, ewige Jugend erhalten die Ritter.
Die Legenden und Sagen um den heiligen Gral erlangten im Mittelalter große Berühmtheit und sind bis heute beliebt. Namen wie Parzival, Lancelot, Galahad, König Artus sind heute noch geläufig, und bieten immer wieder neuen Erzählstoff und Adaptionen in Literatur und Film. Wenige bekannt sind die Gralsfrauen. Da ist Kundry, die Gralsdienerin. Oder Repanse de Schoye, die Gralshüterin, welche zu jeder Zeremonie den Gral feierlich hereinträgt.
 
Was wurde aus der Lanze? Viele beanspruchen sie für sich, auch ein Museum, die Wiener Hofburg, wo man sie besichtigen kann!

So fand das Biblische Ostergeschehen Eingang in die Sagen und Mythen MItteleuropas:

Hier sind die wichtigsten Quellen:

  • Chrétien de Troyes  (* um 1140 - + um 1190)- "Perceval"
  • Robert de Boron (*? -  + 1212)– "der Gral"
  • Wolfram von Eschenbach  (*um1170-+nach 1220) – "Parzival"
  •  Nikodemus Evangelium ( 4. Jahrhunderts)– "Acta Pilati", ein apokryphes Passionsevangelium
  •  Jacobus de Voragine (1228 - 1298)- "Legenda Aurea"




 

Karsamstag

 Der Karsamstag wurde weitestgehend als Tag der Grabesruhe begangen, so wie es in den offiziellen Schriften erzählt wird. In einigen Gegenden hielt man eine Grabwache in Erwartung des Ostermorgens und der Auferstehung. Das Nikodemus Evangelium, Acta Pilati, aber, schildert sehr ausführlich den Abstieg Christi in die Unterwelt. Diese Geschichte schien bereits im Mittelalter sehr bekannt gewesen zu sein, und wurde im Volksmund "Höllenfahrt" genannt. In der Unterwelt trifft er auf Hades, den Weltenhass und Satan. Aus der Vorhölle befreit er Adam aus der Ursünde und die Seelen der Gerechten, welche durch Erbsünde in der Unterwelt verweilen müssen, wie auch die ungetaufen Kinder. Viele Maler griffen diese Geschichte auf, schufen starke Bilder! Eines dieser Bilder ist Teil des Passionszyklus von Luca Cranach (dem Älteren) und ist im Jagdschloss Grunewald (Berlin) zu bewundern. Das andere von Fra Angelico in Florenz.

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Ein Ausschnitt aus Nikodemus Höllenfahrt:

 

Während Satan und Hades so miteinander sprachen, ertönte eine gewaltige Stimme, wie Donner sprechend: „Öffnet, ihr Herrscher, eure Tore, gehet auf ewige Pforten! Einziehen wird der König der Herrlichkeit“

Als Hades das hörte, sprach er zu Satan: „Geh hinaus, wenn du kannst, und tritt ihm entgegen!“ Satan ging nun hinaus.

...

Da kam wieder die Stimme: „Öffnet die Tore!“

Als Hades die Stimme zum zweitenmal hörte, antwortete er, als wisse er nichts, und spricht:

Wer ist dieser, der König der Herrlichkeit?“

Die Engel des Herrn erwiderten: „Der Herr, gewaltig und mächtig, der Herr, mächtig im Streit!“

Und zugleich mit diesem Bescheid wurden die ehernen Tore zerschlagen und die eisernen Querbalken zerbrochen und die gefesselten Toten alle von ihren Banden gelöst und wir mit ihnen.

Und es kam herein der König der Herrlichkeit wie ein Mensch, und alle dunklen Winkel des Hades wurden licht.

 

„Und wer bist du, der du ohne Sünde hierhin gekommen bist? Der du klein erscheinst und Großes vermagst, der du niedrig bist und hoch, Knecht und Herr, Krieger und König, mit Vollmacht über Tote und Lebendige? Ans Kreuz wurdest du genagelt und ins Grab gelegt, und eben erst frei geworden, hast du unsere ganze Macht zerbrochen. Bist du Jesus, von dem der Obersatrap Satan uns erzählte, du solltest durch Kreuz und Tod die ganze Welt erben?“

 

Da packte der König der Herrlichkeit den Obersatrapen Satan am Kopfe und übergab Ihn den Engeln mit den Worten: „Mit Eisenketten fesselt ihm Hände und Füße, Hals und Mund! Dann übergab er Ihn Hades und sprach: "Nimm Ihn und halte Ihn fest bis zu meiner zweiten Ankunft!“





Ostersonntag

Am Ostersonntag Tag der Auferstehung Christi. So wie im Frühling die Natur erwacht feierte man das wieder beginnende Leben, gerne folgt man auch heute noch alten Bräuchen,  welche oft schon aus vorchristlicher Zeit kommen, das wieder kehrende Licht und Natur zur Begrüßen.  

Ein weitgehend bekannter Brauch ist das Osterfeuer welches vieler Orts entfacht wird.

Ein weiterer Brauch welcher sich erhalten hat ist das Osterwasser! Die Frauen des Dorfes mussten vor Sonnenaufgang, schweigend zu einer Quelle oder Brunnen gehen, auch durften sie nicht gesehen werden, bis das geschöpfte Wasser zu Hause angekommen war, sonst verlor es seine Wirkung. Heilkräftig soll es gewesen sein und junge Frauen tranken es um Schwanger zu werden.

Die Kirche übernahm den Brauch, das Osterwasser wurde Bestandteil des Weihwassers!

Besonders viele Osterbräuche haben sich bei den Sorben (im Spreewald) erhalten wie -

- das Ostersingen. Die Frauen trafen sich in Ihrere Tracht gekleidet in der Kirche am Karsamstag und singen bis Sonnenaufgang am Ostermorgen. Sehr Eindrückklich hat dies Ottfreid Preußler in seinem Roman "Krabat" geschildert!.

- das Osterreiten. Die Männer trafen sich nach dem Gottesdienst am Ostermorgen, ritten von Dorf zu Dorf um die frohe Botschaft SINGEND zu verkünden. Jede Kirche eines Dorfes wird dabei umrundet.

- das Eiertrudeln. Kinder rollen Eier einen Hügel hinab, Gewinner ist, wessen Eier unversehrt bleiben.

All diese Bräuche kann man in der Lausitz auch heute noch erleben, und sind wirklich ein Erlebnis.

Matthias Grünwald, Isenheimer Altar "Auferstehung"


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Märchen: der Alte, der die Kirschbäume zum blühen brachte

oder: "Der neidische Nachbar." ein Märchen aus Japan

 

Vor langen, langen Jahren lebte in einem Dorfe ein altes Ehepaar. Sie waren stets ehrlich und brav gewesen, und da ihnen die Götter das Glück, Kinder zu haben, versagt hatten, so schenkten sie ihre Liebe einem kleinen Hündchen, das sie besaßen. Sie hätschelten und pflegten das Thierchen, als ob es ihr Kind wäre, und der Hund war dafür so dankbar und treu, daß er sich keinen Augenblick von ihnen trennte und stets mit ihnen lief, wenn sie Geschäfte außer dem Hause besorgten. Eines Tages arbeitete der Mann fleißig in seinem Garten, und als er die schwere Hacke für eine Weile ruhen ließ und sich den Schweiß von der Stirne wischte, sah er, wie das Hündchen an einer bestimmten Stelle aus dem Rasen schnupperte und kratzte. Der Mann hatte indessen Anfangs kein Arg daraus und wollte schon seine Arbeit von Neuem beginnen, als der Hund laut bellend auf ihn zulief und dann ebenso freudig bellend zu der Stelle zurückkehrte und eifrig kratzte. Dies that er zu wiederholten Malen, so daß der Mann endlich die Hacke nahm und sich auf den Platz begab, den der Hund ihm bezeichnete. Bellend tanzte nun der Hund vor ihm her und freute sich offenbar darüber so sehr, daß der Mann nebst seiner Frau, welche dazu gekommen war, herzlich über ihn lachte. Der Mann that nun mit der Hacke ein paar tüchtige Schläge in die Erde, und – siehe da! – es währte nicht lange, so klang es hell unter dem Stahl der Hacke, und ein großer Schatz von alten, glänzenden Goldmünzen kam zum Vorschein. Mit Hülfe der Frau wurde der Schatz gehoben und sicher nach Hause getragen. Nun waren die alten guten Leute mit einem Male wohlhabend, und wenn sie schon früher den Hund gut gehalten hatten, so thaten sie dies jetzt erst recht. Er bekam stets das beste Essen, und sie bereiteten ihm ein so reiches und schönes Lager, daß es ein Prinz sich nicht hätte besser wünschen können.

Die Geschichte von der Auffindung des Schatzes durch den Hund wurde indessen ruchbar, und ein neidischer Nachbar der alten Leute wurde davon so aufgeregt, daß er nicht essen noch trinken noch auch schlafen konnte. Stets dachte er an die Geschichte, und der bitterste Neid verzehrte ihn. Endlich dachte er, daß der Hund doch wohl die Gabe haben müsse, alle Schätze der Welt aufzuspüren, und deshalb kam er schmeichelnd zu den alten Leuten und bat sie, ihm doch ihr Hündchen für kurze Zeit zu borgen. »Wohin denkst du?« sprach der alte Mann; »wir können den Hund nicht entbehren, wir haben ihn viel zu lieb und können uns keine Stunde von ihm trennen.« Doch der neidische Nachbar ließ nicht nach und kam täglich mit derselben Bitte, und da die guten alten Leute Niemand eine Bitte abschlagen konnten, so ließen sie sich endlich erweichen und überließen ihr Hündchen dem Nachbar. Eines Tages nun, als dieser den Hund in den Garten laufen ließ, stand er still, schnupperte auf dem Boden umher und fing richtig zu kratzen an. Hoch erfreut lief der Nachbar herzu, seine Frau brachte rasch eine Hacke, und dann gruben beide gierig nach dem vermeintlichen Schatze. Aber was fanden sie? Eitel Unrat und Todtengebein, und das stank so abscheulich, daß sie sich die Nase zuhalten mußten. Da waren sie voller Wuth, daß der Hund, den sie doch auch sehr gut verpflegt hatten, sie so arg betrogen hatte. Der Mann war darüber so aufgebracht, daß er auf der Stelle das arme Thierchen todtschlug. Dann aber klagte der Heuchler laut und kam jammernd zu dem Besitzer des Hundes, um nicht als Mörder desselben in Verdacht zu kommen. »Euer Hund,« sprach er, »den ich so gut gefüttert habe, ist plötzlich gestorben, und Niemand weiß, wie dies hat geschehen können; ich kann nicht dafür und bringe euch sofort die Nachricht – er ist eben verschieden.«

Trauernd trug der gute Alte die Leiche seines Lieblings zu der Stelle, wo der Schatz gefunden war. Er begrub ihn dort unter einer alten Fichte und klagte vom Morgen bis in die Nacht über den Verlust des treuen Thieres. Doch einstmals, als er Nachts auf seiner Decke lag und fest schlief, da erschien ihm der Hund im Traum und sagte ihm, er möge den Baum, unter dem er selber begraben liege, fällen und einen Reismörser daraus machen, der würde ihn trösten. Der Mann, der den schönen Baum nicht gern umhauen wollte, erzählte seiner Frau den Traum und fragte sie, was er thun solle. Die Frau aber rieth ihm dringend, den Rath des Hundes zu befolgen, und so ward der Baum gefällt, und aus seinem Stamme ward ein schöner, großer Reismörser angefertigt. Als die Zeit der Reisernte gekommen war, da sollte der neue Mörser gebraucht werden, und als der Mann die Körner, die geschält werden sollten, hineingethan hatte und anfing zu stoßen, da – o Wunder – kamen statt der weißen Reiskörner lauter blanke Goldstücke zum Vorschein. Nun war die Freude groß, und die alten Leute waren tief gerührt über die Treue ihres Hündchens, die sich noch nach dem Tode bewährte.

Aber wiederum hörte der neidische Nachbar von der Geschichte, und als er herausgefunden, daß sie auf Wahrheit beruhte, da ging er abermals zu den alten Leuten und bat und flehte heuchlerisch, sie möchten ihm doch den Mörser borgen. Der gute Alte gab ihn nur sehr ungern her, aber was wollte er machen? Erschien es nicht gar zu ungefällig, wenn er die Bitte des Nachbarn abschlug?

Als der Neidische nun den Mörser im Hause hatte, heißa, da ging es daran, Reiskörner zu schälen. Mann und Weib schleppten die Ballen herbei und gedachten eine große, unermeßliche Ernte an Goldstücken zu halten. Aber wiederum ward ihre Habgier arg bestraft, denn statt des Goldes zeigte sich nicht einmal Reis, nein, da kam der ekelhafteste stinkende Unrath zu Tage. Und abermals wurden die beiden schlechten Menschen, die ihrem Nachbar kein Glück gönnten, so böse und ergrimmt, daß sie ohne sich zu besinnen den Mörser in kleine Holzsplittern zerhackten und ihn verbrannten.

Die guten alten Leute waren natürlich sehr betrübt, als sie kamen, um sich den werthvollen Mörser zurück zu erbitten, und den Sachverhalt erfuhren, der ihnen nicht vorenthalten wurde Klagend legten sie sich Abends zur Ruhe. Aber im Traume erschien dem alten Manne abermals sein liebes Hündchen, das ihn tröstete und ihm sagte, er möge nur zu dem neidischen Nachbar gehen und sich die Asche von dem verbrannten Mörser Holen. Mit dieser Asche möge er auf die Landstraße gehen, und wenn der Daimio, der Landesfürst, vorüber reise, so möge er auf die Kirschbäume klettern und dieselben mit der Asche bestreuen; dann würden sie alsogleich über und über blühen.

Das war ein merkwürdiger Traum. Der alte Mann ging daher sogleich am Morgen zu seinem Nachbar und bekam auch Asche von seinem verbrannten Mörser vollauf. Diese that er nun in einen Beutel und ging damit auf die Landstraße. Alle Kirschbäume waren noch kahl – es war die Zeit, wo die Kunstgärtner für vieles Geld kleine Kirschbäume in Töpfen verkaufen, um den Leuten den Genuß der hochverehrten Kirschblüthe Winters im Zimmer zu verschaffen, doch draußen gab es weit und breit keine Kirschblume; dazu war es viel zu früh im Jahre, man konnte darauf getrost noch einen Monat warten. Als der alte Mann an der Landstraße angekommen war, da sah er in einiger Entfernung den Zug des Daimio herannahen. Der Fürst kam in voller Pracht und mit großem Gefolge. Alle Menschen, die des Weges kamen, warfen sich pflichtschuldigst zu Boden, um dem Herrn der Provinz ihre Ehrfurcht zu beweisen, und als der alte Mann dies nicht that, sondern vor des Daimio Augen flink auf einen Baum kletterte, da wurde der Fürst zornig und befahl den Mann zu ergreifen, der so der guten Sitte Hohn spreche. Doch der alte Mann ließ sich nicht verblüffen, griff mit der Hand in seinen Sack und bestreuete rings umher die Bäume mit der feinen Asche. Im Nu standen alle Kirschbäume in voller Blüthe, und der Fürst war darüber so erfreut, daß er den alten Mann reich beschenkte und ihn nach seiner Rückkehr in sein Schloß bescheiden ließ, wo er hoch geehrt wurde.

Dies alles erfuhr ebenfalls der neidische Nachbar, und wieder ließ ihm die Habgier und Mißgunst keine Ruhe. Deshalb sammelte er sorgfältig alle die Asche, welche noch von dem verbrannten Mörser da war, und machte sich mit dieser auf den Weg, um dem Daimio dieselbe Vorstellung zum Besten zu geben, mit der sein Nachbar so viel Glück gehabt hatte. Als er den Zug des Daimio herankommen sah, als er die vielen Reiter und Fußgänger, die reich geschmückten Kagos des Fürsten erblickte, da hüpfte sein Herz vor Freude, wenn er an die Ehre dachte, die ihm bevorstand. Deshalb griff er mit beiden Fäusten in seinen Aschenbeutel, und just als der Zug unter dem Baume vorüber kam, auf dem er saß, da streute er plump die feine Asche aus. Aber diesmal trieb kein einziger Baum Knospen und keine Blüthe zeigte sich; die Asche aber flog dem vorüberziehenden Daimio in die Augen und den reichgeschmückten Kriegern ins Gesicht und auf die prächtigen Gewänder. Im höchsten Grade aufgebracht, holten sie den Uebelthäter vom Baume herunter und prügelten ihn tüchtig durch; dann banden sie ihn und warfen ihn ins Gefängniß, in dem er lange Zeit schmachten mußte. Als er wieder frei kam, da hatten die Leute in seinem Dorfe alle seine Bosheit erfahren und wollten nichts, durchaus gar nichts mehr mit ihm zu thun haben, und so nahm er schließlich ein klägliches Ende.

Die guten alten Leute aber, die ihren lieben Hund, durch den sie reich und glücklich geworden waren, in treuem Andenken behielten, lebten bis an ihren Tod froh und zufrieden.

 

Quelle: Nach David Brauns, Japanische Märchen und Sagen. 1885